21.09.2018 "Pane
Gusto von Dietmar Kappl - 2 x WST ++", V1
Aufbau:
Poolish TA 200
+ WST
TA 164 + WST TA 200 +
integrierte Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca.
173
Wieder ein
Rezept
vom Dietmar, das mich sofort begeistert hat. Drei Vorteige - ein
Poolish und zwei Weizen-Sauerteige! Diesmal soll das Aroma nicht aus
verschiedenen Mehlen entstehen sondern aus den verschiedenen
Führungsarten der Vorteige!
Der
Poolish
ist ein typischer Vorteig für Weizenbackwaren mit hoher TA. Er dient
weniger der Aromenentwicklung, sondern vielmehr der Optimierung der
Glutenstrukturen.
Der
Weizensauerteig
in seiner übliche, weichen Führung mit der TA 200 dient der Bildung von
Milchsäure, also Aroma, stärkt aber durch diese Säure ebenfalls die
Glutenstrukturen.
Der Weizensauerteig
in seiner festen Führung,
TA 150 oder, wie hier TA 164, bei diesem Rezept mit Hartweizen, ist ein
milder aber triebkräftiger Sauerteig. Er wird in Italien als
Lievito
madre bezeichnet, in Frankreich als
Levain dur.
Ich war also gespannt!
Dazu kommt, dass hier mit einer unglaublich niedriger Hefemenge, nur
0,07 B-%, also 0,7 g Frischhefe auf 1 kg Mehl, gearbeitet wird. Das
ergibt sehr lange Garezeiten, die noch durch eine im Kühlschrank
verzögerte Stückgare zusätzlich verlängert werden soll! Die mag ich
ganz besonders, weil sie für einen "heftigen" Ofentrieb sorgt! Dafür
nehme ich die durchgekühlten Teiglinge in ihren Bannetons aus dem
Kühlschrank, wo sie bei 4°C geruht haben, und schieße sie sofort ein!
Ich war also wirklich gespannt! 8-)
Und hier das Ergebnis dieses
ersten Versuchs V1:
Die beiden weicheren Vorteige: links,
Poolish, ver-3-facht, rechts WST TA 200, ver-2,5-facht.
Der dritte im Bunde, der Hartweizen-ST mit TA 164, war in einer
undurchsichtigen Box und daher nicht präsentabel. Er hat sich aber
ebenfalls verdoppelt! Diese beiden Vorteige hier sind dann auch mit in
die "integrierte Autolyse" gekommen, der feste WST erst in den
Hauptteig.
Die beiden Laibe im typischen
"Doppel-Klarlack-Einbrenn-Lackierungs-Look"!
Das gefällt mir an solchen Weizenbroten! Gebacken im "alten Alten" mit
drucklosem, gesättigtem Dampf bei ca. 98°C, dann Dampf-Hitze steigend
bis auf 230°C, anschließend mit Heißluft + Unterhitze fallend auf 170°C
Ausbacktemperatur.
Durch diese Methode entsteht auf der Teigoberfläche eine durchsichtige
Kleisterschicht, die bei zunehmender Temperatur dann aushärtet und
diese super Kruste ergibt!
Die relativ wild geporte Krume mit
ihrer gelblichen Färbung Dank Hartweizen.
Beim Dietmar seinen Krumenbildern sieht die wesentlich wilder und
grobporiger aus! Aber ich hab auch zum Teil aus fehlendem Wagemut, zum
Teil aus falscher Zeiteinteilung die Garen deutlich verkürzt. Das in
Kombination mit den zwar kräftig treibenden Sauerteigen und der
minimalen Unterstützung durch Frischhefe hat dann doch nicht
ausgereicht, um die Dietmar-Krume zu erzeugen. Unter den gegebenen
Umständen und unter dem Aspekt "Dazugelernt" bin ich trotzdem sehr
zufrieden!
Diese 'blisters' - Bläschchen sind
ein erwünschtes Zeichen für die lange, kalte Gare und daher für Aroma!
Früher wurde das als Backfehler gewertet! Man(n) lernt dazu!
Mein Lieblings-Farbenspiel, fast noch
zu hell!
Ein wunderbares Brot! Sehr knusprige und doch dünne Kruste, eigentlich
ganz ordentliche Krume! Ich denke, ich muss dazu mal das "Semola"
beibehalten, das "00 Pizza" gegen ganz normales WM 550 / T55 / Tipo 00
austauschen.
Viel Protein kann auch manchmal zu viel sein! Aber das weiß ich, wenn
ich es getestet habe!
Jedenfalls schmeckt es mild und dazu passt alles! Was ich aber gleich
probiert habe, das ist ein "alter" Tipp aus dem TFL-Forum, Brote mit
Hartweizen zu toasten! Ich habs hier getestet und das schmeckt
wunderbar! Die Kruste wird glasig-knusprig und die Krume bekommt einen
Super-Biss! Die Röstaromen sind wirklich überzeugend!
Werde ich in einer leicht geänderten Variante ganz sicher wieder backen!
Verwendete Getreide und
Getreideprodukte:
56 %
Farina 00 Pizza,
Divella
44 %
Semola di Gran Duro Rimacinata, Divella
nach
oben
13.09.2018 "Le
Paillasse von Dietmar Kappl - 2 x WST +", V1
Aufbau:
WST T65 + WST T 80 +
integrierte Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca.
179
Dietmar Kappl hat diesen Sommer ein
Rezept
für diese "Paillasse" vorgestellt, das hat mich auf Anhieb fasziniert!
Dort steht der Satz:
Zitat:
"Seit einiger
Zeit versuche ich durch Kombination verschiedener Weizensauerteige
bestimmte Aromen im Gebäck hervorzuheben."
Zitat
Ende!
Das ist genau der Weg, auf dem ich auch unterwegs bin,
Aromen! Besonders die Aromen
IM Teig und damit in der Krume!
80 % der Aromen eines Brotes komme aus der Kruste, Röstaromen aufgrund
der
Maillard-Reaktion und der
Karamellisierung
von Zuckerstoffen. Daher schmeckt so gut wie jedes Brot, wenn es frisch
aus dem Ofen kommt! Auch aufgebackene TK-Teiglinge!
Aber für die Aromen
IM Brot
sind ganz andere Vorgänge verantwortlich!
Das fängt schon bei den Grundstoffen Getreide, Wasser, Triebmittel und
Salz an. Dann die verschiedenen Arten von Vorteigen und weiter über die
Zeit für die Teigführung, viel Zeit, bis zum Backen und dort um die
Back-Methode!
Da diese Aromen aber "nur" 20 % des gesamten Aromen-Profils ausmachen,
sind sie viel schwerer zu erzeugen und zu schmecken! Aber das sind die
Aromen, die auch beim kalten Brot besonders wichtig sind! Die halten
sich und werden über die Zeit immer besser und ausgeglichener!
Zurück zum Brot! Ich hab schon oft und gerne mit dem T 80 - Mehl aus
Frankreich Vorteige gemacht und mich jedes mal über die Aromen daraus
gefreut! Das ist ein Weizen! Das T 65 habe ich ebenfalls immer da, es
ist aber subtiler und in den Aromen neutraler!
Also hab ich die beiden WST parallel angesetzt, in der Gärbox
nebeneinander gleichzeitig und gleich lange geführt, 14 Stunden nach
meiner "Auf-Ab-Methode" und ... ja, bin fast auf den Rücken gefallen,
als ich die beiden Gläser aus der Box genommen habe!
Der T 65 - WST hatte sich gut verdoppelt. Der T 80 WST hat sich gut
ver-6-facht, ohne einzusinken! Der blanke Wahnsinn! Vor lauter
Überaschung habe ich noch nicht mal ans Fotografieren gedacht!
Der Teig war dann etwas sehr weich, aber trotzdem gut zu verarbeiten.
Und hier das Ergebnis:
Die kleinen Brote, TE ca. 150 g.
So langsam taste ich mich an die richtigen Gare-Zeiten bei diesen
reinen Sauerteig-Broten ohne zusätzliche Hefe ran!
Und diesmal habe ich, im Gegensatz zu den
"kleinen
Teufelchen", an die Vorgabe gehalten, den Teig für die
Stockgare in einem geölten Plastikcontainer reifen zu lassen und dort
auch zu falten! Danach wird dann das Abstechen der Teiglings-Portionen
wesentlich einfacher als mit Abwiegen! Dann aber auch unmöglich so
genau! ;-)
Die Krume, ein Gedicht! :D
Das sind echte, kleine Brote! Sie haben sogar im Ofen noch ein klein
wenig den Rand hochgehoben, ein Zeichen dafür, dass die Stückgare noch
länger hätte dauern können!
Daher muss ich den Satz vom Dietmar im Rezept neu interpretieren! Er
hat geschrieben:
Zitat:
Nach dem Kneten den Teig in eine
geölte Wanne lagern und nach 60 und 120 Minuten falten.
Nach dem zweiten Faltvorgang den Teig so lange reifen lassen, bis
dieser sein Volumen fast verdoppelt hat (ca. 3 Std)
Zitat
Ende!
Das habe ich so verstanden, dass ich nach der 1. Stunde und nach der 2.
Stunde der Stockgare falten soll und dann bis zur vollen 3. Stunde
warten muss! Oder etwas länger!?
Ich hab nach 3 Stunden und 15 Minuten abgestochen, auf die
Dauerbackfolie umgesetzt und dann noch 30 Minuten gewartet vor dem
Einschießen!
Das muss ich aber wohl so interpretieren, dass ich nach dem 2. s&f
auf das "fast Verdoppeln" warten soll,
ca.
3 Stunden!
Und dabei hat er noch nicht mal eine kalte Gare eingebaut! Ich hab das
extra wiederholt durchgelesen!
Ja, diese "reinen Sauerteigs-Zeiten" sind mir noch nicht in Fleisch und
Blut!
Aber genau dafür mache ich ja diese Versuche! Um zu Lernen, zu Lernen,
zu ....
Mit dem Ergebnis bin ich trotzdem schon sehr zufrieden! Sie sehen aus
wie richtige, kleine Brote! Die Kruste schön dünn und knusprig, die
Krume mittel bis fein, aber unregelmäßig geport.
Der Geschmack ist sehr fein und mild, keineswegs säuerlich, dafür
vollmundig! Pur probiert - gut, nur mit Butter - deutlich besser!
Einmal in der Mitte nach "Weckle-Art" durchgeschnitten, die eine Hälfte
mit Salami belegt, die andere mit Emmentaler. Keine ganz so gute Idee!
Sie sind zu groß als Weckle und damit stimmt das Verhältnis von
Brot-Anteil zu Belag nicht mehr!
Aber so, wie auf dem Anschnittbild geschnitten, sind sie optimal!
Ich hab meiner Frau gesagt, dass ich die demnächst in länglicher Form
wie "Tschabbadda" machen will, das findet sie genau richtig! Und von
der TA her liegen die jetzt mit 179 ziemlich auf dieser Linie! ;-)
Verwendete Getreide und
Getreideprodukte:
20 % Farine de froment - Campagne T80 BIO,
Moulin des moines
80 % Farine de tradition T65 BIO,
Super
U, Fessenheim
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08.09.2018 "Rankmühlebrot
- B-ST", V1
Aufbau:
Balkan-Sauerteig
mit Bauernbrotmehl 70/30 ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca.
165
Dies ist ein "besonderes" Brot!
Seit Anfang des Jahres haben wir für unsere weitum bekannte Rankmühle
einen
Förderverein.
Morgen, am 09.09.2018, werden wir im Rahmen des bundesweiten
"Tag
des offenen Denkmals"
die Rankmühle öffnen und dazu ist den ganzen Tag für Essen und Trinken
gesorgt. Zum Essen gibt es dann u.a. mein neu kreiertes
"Rankmühlebrot"!
Eigentlich ist es, bis auf geringe Änderungen, mein bewährtes
"Altes Schwarzwälder".
Die kleine Änderung ist, dass es in einer ordentlichen Menge im
Holzbackofen gebacken ist und dass ich die TA daher auf ca. 165 zurück
genommen habe. Es wird später dann noch eine klitze-kleine Ergänzung
dazu kommen, später! ;-)
Und "eigentlich" wollte ich es im Kachelofen der Mühle backen! Der
erste Heizversuch dort drinnen verlief aber so gar nicht zu meiner
Zufriedenheit!
Reichlich Glut, viel zu geringe
Unterhitze!
Da, wo jetzt die Glut liegt, ist die Sole des Ofens ziemlich
beschädigt! Nach ausgiebigem Heizen und Abstehen lassen hatte ich oben,
links und rechts ca. 250°C, auf der Sole nur 180°C! Deutlich zu wenig!
Nach dem Ausräumen, während der Ofen und der Zug geschlossen waren,
sank die Temperatur relativ rasch ab! Also?
Plan B:
Nach kurzer Rücksprache mit meiner lieben Backfreundin konnte ich den
Teig, immerhin etwas über 17 kg, in ihrem Spiralkneter kneten und
in ihrem "feuerroten Backmobil" ausbacken!
14 Laibe vom neuen Brot.
Diesmal ohne die Unterstützung meiner Backfreundin, allerdings hat mir
ihr Mann liebenswerter Weise beim Einschießen geholfen. Die Teiglinge
waren relativ weich und ich musste sie beim Aufsetzen auf den Schießel
ein klein wenig nachformen. Das wollte ich selber machen!
Für den ersten Anlauf bin ich recht
zufrieden!
Kruste und Krume - da muss ich noch
dran arbeiten!
Dieses Brot war für mich eine Premiere! Weniger vom Rezept her, dafür
aber von der Menge her!
17,2 kg Teig! Alleine schon das ASG für den Balkan-ST wog 520 g!
Normalerweise liegen diese Mengen im Esslöffel-Bereich! Ich hab dieses
ASG aus Vollkorn-Roggenmehl, frisch gemahlen, und meinem "normalen"
ASG, RM 1150 bei TA 200, in meiner Gärbox gezogen.
In den Teig sollten 10 kg "Brotmehl 70/30", davon 50 %, also 5 kg, in
den B-ST mit fast dem ganzen Wasser, also 6,5 Liter dazu.
Sicherheitshalber habe ich diese Menge Vorteig in einen Behälter mit 35
Liter Volumen gefüllt und im Keller bei derzeit "kühlen" 17°C über
Nacht gären lassen. Die zusätzliche, frische Hefemenge da drinnen waren
ganze 19 Gramm! Das sind im B-% 0,19 %! Eigentlich verschwindend wenig!
Aber am Vormittag, als ich diesen Vorteig aus dem Keller holen wollte,
war er schon über den Rand des Behälters gestiegen! Nächstes mal bei
solchen Mengen deutlich weniger Hefe, dann bei kühleren Temperaturen
und Kontrolle des Zustandes, eventuell mehrmals umrühren! Allerdings
ist mein RST auch sehr triebig!
Das Kneten des Teiges war dann relativ einfach - relativ! Ich hatte die
Knet-Zeiten mit meiner Ausrüstung im Hinterkopf und beim schnellen
Kneten bemerkt, dass der kräftige Spiralkneter den Teig schon fast über
die Grenze geknetet hat!
Und weil diesmal alles neu war, habe ich auch glatt die geplante
"integrierte Autolyse" verpasst!
Dafür hab ich dann zur Hälfte der Stockgare eine Variante des "s&f"
- Strecken & Falten - gemacht, die ich in einem Video von einem
Schweizer Bäcker gesehen habe! Den Spiralkneter auf langsamer
Geschwindigkeit 6 Umdrehungen des Spiralarms laufen lassen! Ich hab
mitgezählt und habe 7 Umdrehungen gebraucht, bis der Kessel einmal
rundum gelaufen war!
Während dieser Arbeiten immer mal zwischendurch zum Ofen, Holz
nachlegen, Temperaturen messen!
Dann, nach der Stockgare, den Teig in großen Portionen auf den Tisch
gehoben, abgewogen, zusammen gelegt und auf Bretter umgesetzt. 14
Laibe, wie berechnet, dann war der Kessel leer! Diese Teigportionen
jetzt einzeln rund gewirkt, ruhen lassen, fertig gewirkt und auf das
Transportbrett (s.o., wo die Laibe drauf liegen) umgesetzt.
Den Ofen musste ich nicht ausräumen, da ich in der unteren Etage das
Feuer hatte und nur oben backen wollte! Ich hab die Restglut dann doch
rausgeholt, die hätte ja noch nach gegast! Dann die obere Etage
"gehudelt" und die Laibe mit kurzem Nachformen eingeschossen!
Jetzt war Warten angesagt! Ich hatte vor dem Einschießen eine
Temperatur auf der Sole der oberen Etage von 280°C gemessen und
rechnete mit einer Backdauer von ca. 45 Minuten oder etwas mehr! Beim
Beobachten der Laibe ist mir dann aufgefallen, dass sie untern herum
deutlich dunkel geworden sind und oben relativ bleich geblieben sind!
Ich hatte vergessen, die Oberhitze zu messen! Die wäre in der unteren
Etage sicher ausreichend gewesen, dort oben drinnen aber noch nicht!
Also musste ich die Backzeit verlängern und den Zustand der Brote mit
dem Klopftest überprüfen!
Nach 67 Minuten waren sie dann fertig!
Ausschießen, aufs Brett setzen und dem "breadsong" lauschen, dem leisen
Knistern und Flüstern beim Abkühlen!
Heute, einen Tag nach dem Backen, habe ich dann die Einzel-Fotos
gemacht und das Brot angeschnitten.
Die Kruste ist soweit in Ordnung, untenrum zu viele Röstaromen, oben
gut, sehr aromatisch, Holzbackofen eben!
Die Krume ist etwas dicht, da hätte die Oberhitze Besserung verschafft,
aber trotzdem sehr schmackhaft mit feinem Mundgefühl!
Das Aroma ist schön vielseitig, die Sauerteigführung ist deutlich zu
schmecken und ich meine, das Roggenvollkornmehl im ASG sei bemerkbar!
Vielleicht auch nur für mich, da ich weiß, dass es da drinnen ist! ;-)
Jetzt bin ich auf die Kommentare am Fest gespannt!
Verwendete Getreide und
Getreideprodukte:
100 % Bauernbrotmehl 70/30,
Blattert-Mühle
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oben
05.09.2018 "Einkorn-Weizen-Brot
mit Roggensprossen - WST ++", V1
Aufbau:
WM 1050-Levain
dur + Einkorn-Poolish + integrierte
Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca.
174 ohne Roggensprossen
Ein guter Brot-Freund war zu Besuch und wir haben uns, natürlich, über
Brot und Zutaten unterhalten. Dabei erwähnt er, dass er gelesen hätte,
dass dieser
Roggen nicht gekeimt hätte, wohingegen der
BIO-Roggen aus
"unserer" Mühle das bei ihm getan hat!
Das konnte ich mir jetzt nicht vorstellen! BIO und
demeter, der MUSS keimen! Zumal
demeter für mich ja sogar eine
Steigerung
von
BIO
darstellt! Also hab ich ihm geantwortet: "Das prüfe ich selber!"
Keimgerät raus, 1/2 cup vom fraglichen Roggen gewässert und drei Tage
im Keimgerät mit Wassertausch morgens und abends getestet!
Wenn das keine Keime sind!
Damit war die Frage geklärt! Und ob der keimt!
Jetzt hatte ich aber zwei dieser Schalen mit Keimlingen und was nun?
Wegschmeißen kommt nicht in Frage, unmöglich! Also musste schnellstens
ein passendes Brot-Rezept her! In meiner Sammlung habe ich nichts
gefunden, was mir auf Anhieb zugesagt hätte, daher hab ich mir ein
eigenes Rezept entwickelt.
Ich wollte einen gewissen Kontrast reinbringen zwischen gekeimtem,
"dunklem" Roggen und hellem Mehl! Das Einkornmehl aus meinem
Pasta-Versuch
stand noch da, also her damit. Ein Weizen-Sauerteig sollte es auch
sein, also das WM 1050 dafür eingesetzt. Das Einkornmehl als Poolish,
ein Versuch! Mit WM 550 und dem Einkornmehl eine Autolyse, gesamte
Mehlmenge 500 Gramm, wie üblich, Wasseranteil "normal" hoch, wobei die
Roggenkeimlinge im Moment nicht kalkulierbar sind! Es war 1/2 cup
Roggen, aber wieviel wiegen die jetzt, gekeimt? Und wie hoch ist der
Wasseranteil da drinnen?
Nach dem ersten Entwurf war klar, mit "normalen" Wasseranteilen für den
WST, für den Poolish und für die Autolyse geht das nicht, da säuft mir
der Teig ab! Also den Wasseranteil der einzelnen Vorteige reduziert!
Für den WST einen "Levain dur", also einen "festen WST", mit 30 B-% WM
1050, TA 160, 10 B-% W-ASG mit TA 180.
Den Einkorn-Poolish mit 30 B-% dafür mit der üblichen TA 200, die
Hefemenge dort drinnen auf 0,67 B-% reduziert.
In die Autolyse dann mit 20 B-% WM 550 und 20 B-% Einkornmehl und mit
TA 160.
Das war mir dann doch etwas zu trocken, sodass ich den Poolish, der ja
mit einer TA von 200 daherkommt, hier mit integriert habe. Das ergibt
im Teig eine Gesamt-TA von 174 UND die Roggenkeimlinge sind noch nicht
dabei! Risiko!
Bei der Teigverarbeitung hat sich dann gezeigt, dass diese Mischung
nicht so standfähig ist, dass ich sie hätte frei schieben können! Also
erst mal EL-weise entöltes Walnussmehl dazu, das säuft! Zwei EL
schienen mir dann ausreichend!
Die Menge an Meersalz habe ich in Hinblick auf die Roggenkeime, die
waren dann, mit dem Blender grob püriert 35 B-% und noch ziemlich
feucht, auf 2,4 B-% erhöht. Dazu hatten wir neulich mal im
STF eine Diskussion!
Nach 1,5 Stunden Stockgare und alle 30 Minuten gefaltet war der Teig
so, dass ich mich entschieden habe, ihn in die Kastenform zu "gießen"!
Und weil ich ja immer auch auf Aromen scharf bin, und hier war ich
gespannt, wie die Roggenkeimlinge rauskommen würden, habe ich als
"topping" noch schön dicht gelben Sesam aufgestreut. Stückgare dann 1
Stunde.
Und das ist bei diesem ersten
Versuch heraus gekommen:
Der Laib aus dem Kasten mit schönem
Ofentrieb.
Dieser Trieb hat mich wirklich gefreut! Schon der WST in der Gärbox
wollte unbedingt die "weite Welt" sehen und ist zu Teilen ausgebüxt!
Frische Hefe sind hier gerade mal 1,2 B-% drinnen, so als Sicherheit,
falls die Roggenkeimlinge schwer liegen würden!
Erfreulich offene Krume mit dünner,
gleichmäßiger Kruste und schöner, violetter Farbe!
Da war ich erst verblüfft, als ich beim Anschnitt diese Farbe sah!
Damit hatte ich nicht gerechnet! Aber dann war klar! WST ist ja auch
Sauerteig und Walnüsse + die Säure aus dem WST färben die Krume
violett! Ich mag das! :D
Reichlich Sesam, beim Backen
geröstet, das duftet!
Dieses Brot ist wunderbar! Herrlich saftige Krume, angenehmes
Kau-Gefühl im Mund, die Roggenkeime bringen ein uriges Aroma rein, das
bei normalem Roggenmehl oder auch bei Vollkorn-Roggenmehl oder frisch
gemahlenem Roggen-Mehl so nicht entsteht! Da muss ich jetzt doch öfters
mal mit gekeimtem Getreide backen, was drüben, im TFL, ziemlich üblich
ist!
Die machen sogar noch eine Steigerung daraus, indem sie Getreide erst
keimen lassen, dann trocknen, dieses "Malz" mahlen und dann im Brot
verwenden! So weit will ich jetzt noch nicht mal gehen!
Aber diverse Keim-Versuche könnte ich schon mal anstellen! Vor allem
mal mit Getreide-Arten, die bei uns üblicherweise nicht so häufig im
Brot landen!
Neue und ungewohnte Aromen im Brot sind schon lange mein Ziel! Da gibt
es noch viel zu untersuchen!
Verwendete Getreide und
Getreideprodukte:
50 % BIO Einkornmehl hell,
Obere Kapfenhardter
Mühle
30 % Weizenmehl Type 1050,
Blattert-Mühle
20 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
?? BIO-Roggen zum Keimen,
Alnatura
nach
oben